Tourenbericht der Skitourengruppe 2022/23

Aufbaukurs Skibergsteigen vom 23.03. bis 26.03.23

Zum Auftakt unseres 4-tägigen Aufenthaltes auf der Lizumer Hütte starten wir gleich mit einer Skitour auf die Torspitze. Unten im Wattental ist es schon viel zu warm, so dass wir die Ski zunächst auf die Rucksäcke schnallen und zu Fuß starten. Weiter oben ist der Schnee ist ein einziger “Sumpf”, später, im oberen Drittel der Torspitze finden wir dann aber doch noch ganz gute Verhältnisse. Jeder Teilnehmer hat vorab eine kleine Aufgabe bekommen und darf während des Kurses einen kleinen Teilnehmerbeitrag leisten, bei dem wir Kursleiter bei Bedarf natürlich unterstützen. So zeigt uns Hans kurz vor dem Gipfel, wie man im Gelände Hangsteilheiten messen und einschätzen kann. Nach ca. 1.300m Aufstieg erreichen wir den Gipfel der Torspitze (2.263m) und fahren nach einer entspannten Gipfelrast bis zur Hütte ab.

Nach einer lustigen Vorstellungsrunde und einem hervorragenden Abendessen planen wir für den kommenden Tag noch gemeinsam eine kleine Übungstour Richtung Torseen unterhalb der Grauen Wand. Dazu dürfen wir den, mit Beamer und Leinwand ausgestatteten Nebenraum der Hütte als Seminarraum nutzen, so dass Michij.. anhand einiger Bilder die Unterschiede der verschiedenen Lawinenarten erklären kann.

Am nächsten Vormittag auf Tour behandeln wir Themen wie Ausrüstungs- und LVS-Check, Spuranlage sowie das DAV-Lawinenmantra. Am Torjoch angekommen haben alle bei praktischen Übungen zur sog. Spitzkehrentechnik und dem Abfahren mit Fellen ziemlich viel Spaß. Außerdem demonstriert Andy eindrücklich, wie man richtig sondiert und schaufelt. In einem Windkolk hat er eine Übungsstation aufgebaut, an der die Kursteilnehmer im Anschluss selbst erspüren können, ob die Sonde auf Stein, den Boden oder einen Verschütteten trifft. Nachmittags können wir vor der Hütte das Lawinen- Übungsfeld nutzen. Hier gilt es die unter der Schneedecke versteckten Sender für so schnell wie möglich zu finden. Eduard zeigt uns vorher noch, wie wir mit unserem LVS-Gerät mit einer präzisen Vorgehensweise – dem sogenannten Airport-Approach – systematisch das Signal eines Verschütteten orten. Nach dem Abendessen steht dann noch ein Vortrag zum Thema strategische Tourenplanung und Risikomanagement auf dem Programm.

Am 3. Kurstag planen wir nach dem Frühstück gemeinsam eine Skitour, wie wir es am Vortag gelernt haben. Die Teilnehmer bilden zwei Gruppen, begleitet jeweils durch einen von uns. Ziel heute ist es, dass abwechselnd jeder einmal die anderen führt. Bei jedem Checkpoint wird das Lawinenmantra anwendet, damit kein Aspekt zur einer guten Risikoeinschätzung übersehen wird. Trotz mäßigen Wetterbedingungen und auch immer noch angespannter Lawinensituation erreichen wir zwei Gipfel: Die Klammspitze (2.535m) und die Mölser Sonnenspitze (2.496m). Da es kälter geworden ist, beginnt nun auch langsam das Vergnügen bei der Abfahrt!

Für den letzten Tag dürfen die Teilnehmer entscheiden, welche Tour sie machen möchten um Nachmittags wieder zum Parkplatz am Lager Walchen zu gelangen. Sie entscheiden sich, Richtung Eiskarjoch und evtl. auch noch auf die Eiskarspitze (2.611m) aufzusteigen, ehe wir ins Tal abfahren. Nach eifriger Tourenplanung, welche die Teilnehmer nun selbstständig ausarbeiten, lassen wir den letzten Hüttenabend noch gemütlich ausklingen. Bei den Wirtsleuten bedanken wir uns mit einem Eintrag ins goldene Hüttenbuch für die sensationelle Verpflegung und überhaupt für die überaus tolle Atmosphäre auf der Lizumer Hütte. Wir sind uns alle einig, wir kommen wieder!

Am Sonntag nach dem Frühstück hält Andy noch einen Vortrag zum Thema Lawinenprobleme, ehe wir Richtung Eiskarjoch aufbrechen. Unterwegs stellen wir fest, dass eindeutige Orientierungspunkte ein wesentlicher Faktor einer guten Tourenplanung sind. Zwar ist die Lawinenlage nun etwas entspannter, dennoch erleben wir, wie sich im Verlauf der Tour immer größere Unsicherheit in den Gruppen bildet: “Wir sind zu hoch!” / “Wir müssten doch da unten sein?!” /  “Da vorne geht es doch nicht mehr weiter, oder?!” / “Da ist es zu steil! Da will ich nicht mehr weiter!”

Jetzt zeigt sich, wie wir durch die konsequente Anwendung des Lawinenmantras und gute Kommunikation in der Gruppe zu transparenten, nachvollziehbaren Entscheidungen kommen und das Beste aus der Situation machen können: “Wir fellen ab und fahren so weit hinab, bis wir wieder richtig sind!” Dabei wir uns klar, heute sind die Bedingungen zum Abfahren wirklich fein! Endlich hat sich der Nassschnee soweit verfestigt, dass wir nicht mehr einbrechen und bei der Abfahrt wirklich unseren Spaß haben. Deshalb wollen jetzt alle wenigstens noch schnell auf das 2.550 m hoch gelegene Eiskarjoch, um eine längere Abfahrt genießen zu können. Oberhalb der Innermelagalm angekommen erzählt uns Daniela noch etwas über die Raufußhühner, ehe wir alle wieder zum Ausganspunkt zurückkehren. Bei der Abschlussbesprechung im Gasthof Hanneburger blicken wir zurück auf 4 lehrreiche Tage mit vielfältigen und eindrücklichen Erfahrungen: Sumpfschnee bei angespannter Frühjahrs-Lawinensituation, Hitze und Kälte, die ungewohnte Orientierung mit der Karte, Entscheidungen unter Unsicherheit treffen mit Hilfe des “Mantras”, Sonne und Wolken, Wind und Graupel … aber auch Spaß im Firn und Pulverschnee, tolle Aussichten von den Gipfeln und vor allen viel gute Laune, Begeisterung und Spaß!

Danke an Vroni, Anni, Hans, Sigrun und Robert, Daniela und Eduard, Ihr wart eine unglaublich motivierte und fröhliche Gruppe.

 

Michij.. und Andy