Tourenbericht

Mit Franz auf der urigen Rauhekopfhütte

„Einmal nicht am Gletscheranfang stehen bleiben müssen!“ – so oder so ähnlich lautet das Ziel unseres Ausbildungswochenendes. Wir eine wild zusammengewürfelte Truppe aus erfahrenen Bergsteigern, sportlichen Athleten und blutigen Anfängern wollen uns dieser Herausforderung stellen – rauf auf den Gepatschferner. Mit unsrem Bergführer Franz erreichen wir am Freitag den Parkplatz kurz nach dem Gepatschhaus an der Kehre 24. Bei herrlichem Wetter genießen wir den Aufstieg. Der Ferner rückt immer näher und das besondere an der Tour, wir müssen bereits am ersten Tag auf dem Weg zur Hütte den Gletscher überschreiten. 

Die Rauhekopfhütte wird immer von ehrenamtlichen Wirtinnen und Wirten betreut und so ist sie ein echtes Unikat. Wer den Luxus sucht, WLAN und warmes Wasser benötigt, ist hier falsch. Aber genau deshalb sind wir hier goldrichtig.  Nach einem kurzen Materialcheck können an den Übungsfelsen die ersten Inhalte besprochen werden. Und so hängen wir gleich im Fels und versuchen uns mit dem Körperhub empor zu ziehen – ob mit Prusik, T-Block, Micro Traxion oder der Gardaklemme. Bald haben wir alle Varianten geübt und die ein oder andere Schweißperle ist in den Gesichtern zu erkennen. Nach einer wunderbaren, ruhigen Nacht schlüpfen wir am nächsten Morgen aus den Betten, bereit für neue Abenteuer. Das erste wartet prompt: eine eiskalte Dusche unter freiem Himmel ….brrr….Wir werden aber mit einem köstlichen Frühstück belohnt. Bald drängt Franz zum Aufbruch, schließlich wollen wir heute viel schaffen. Zunächst üben wir die Fremdrettung am Felsen. Wie war das nochmal mit den ganzen Schnüren, Karabinern und Haken?  Geduldig erklärt unser Bergführer, bis selbst der letzte Handgriff sitzt.  Wagemutig seilt sich einer nach dem anderen in die imaginäre Gletscherspalte ab und wartet auf seine Rettung. Nachmittags marschieren wir über einige Schneefelder bis hin zum Gletscherrand. Steigeisen, Gurt,… das übliche Programm. Anschließend erklärt uns Franz, in welchem Seillängen-Abstand die Seilschaften unterwegs sein sollten. Gesagt, getan und schon geht’s los. Ein atemberaubendes Gefühl, auf dieser mächtigen Eisfläche zu gehen. Nach kurzer Zeit findet unser Bergführer einen geeigneten Platz, um uns den Standplatzbau näher zu bringen. Erstmal den Firn mit dem Pickel wegschlagen, dann Eisschrauben drehen und schließlich den Stand bauen. Bei der prallen Sonne besonders wichtig: Die Schrauben mit Firn abdecken und kühl halten. Wir haben es alle sehr schnell raus, sodass noch Zeit für die berühmt-berüchtigte Sanduhr und das Graben eines T-Ankers bleibt. Unser Franz ist wirklich ein großartiger Lehrer!

Tags darauf wird in und an der Gletscherspalte geübt. Unsere Aufgabe: Teams bilden und die Fremdrettung in jeder Position einmal durchspielen. Gesagt getan. Wir sind erstaunt, wie gut die letzten Lektionen noch sitzen, auch wenn der ein oder andere Prusikknoten den Bergsteiger eng an die Seilschaft schnürt. Unser Franz ist sicher stolz auf seine Schäfchen. Zu guter Letzt darf sich jeder noch selbst aus der Spalte befreien. Eine kurze Knusperpause später, üben wir nochmal das richtige Steigeisen gehen. Franz überlegte sich dafür einen kleinen Parcours und seine Truppe marschierte brav hinterdrein. Doch der Blick auf die Uhr drängt allmählich zum Aufbruch. Ein letzter Blick zurück auf „unseren“ Ferner. Ach, es war gigantisch. Wir sehen uns an uns kommen stumm überein, wir werden uns bald wieder sehen!

Abends erzählen 7 glückliche Bergsteiger mit glänzenden Augen von ihren Erlebnissen: Grandiose Tage auf einer der urigsten Hütten, gspaßige und herzliche Leut‘, ein geduldiger und gscheiter Lehrer, mächtige Eismassen und gutes Essen!
Danke für den unvergesslichen Hochtouren-Kurs, wir freuen uns schon sehr auf den nächsten!

 

Kathrin Schlei und Sebastian Ebert